Ich bin, weil Du mich siehst!

Der vielseitige Waldorfpädagoge Johannes Greiner weckte bei seinem Vortrag „Ich bin, weil Du mich siehst! Von der Bedeutung des pädagogischen Blicks“ in Augsburg bei so vielen Eltern, Pädagog*innen und Neugierigen das Interesse, dass schnell klar ist, der Platz im Kleinen Saal wird nicht ausreichen, ein Umzug in den Festsaal wird schnell organisiert.

Bereits am Nachmittag ist der sympathische Schweizer Waldorfpädagoge, Eurythmist und Buchautor Gast im Augsburger Kollegium gewesen, viele sieht man, vom Nachmittag inspiriert, auch am Abend. Da geht es um den pädagogischen Blick, welche Macht in ihm steckt, und was er in Kindern und Jugendlichen entfalten oder verhindern kann. Zur Einstimmung ins Thema nimmt der Klavierlehrer seine Zuhörer*innen mit in die Welt der Musik. Mit dem gemeinsamen Lied „I see you“ schwingt Johannes Greiner das Publikum auf das Thema ein und öffnet ganz nebenbei die Herzen. Ich sehe Dich! Welch große Bedeutung hinter diesen drei Worten steckt, schildert Greiner leicht verständlich in offener und authentischer Weise, er macht auch vor unangenehmen Themen nicht Halt, mit denen er sich als Pädagoge immer wieder auseinandersetzt:
Was, wenn er als Lehrer unterschiedlich über Kinder und Jugendliche denkt – kann so bereits Mobbing im Kopf entstehen? Und kann das dazu führen, dass es von der Klasse übernommen wird? Kann allein sein jeweiliger Blick auf zwei Kinder trotz gleicher Leistung zu unterschiedlichen Bewertungen führen? Reicht schlechtes Denken aus, um ein Fortkommen des anderen zu blockieren? Greiner lässt uns durch viele alltägliche Beispiele erkennen, dass wir und unser Blick mit entscheiden, was ein Kind kann oder nicht kann. Unsere Gedanken prägen Kinderseelen. Unsere innere Intention wirkt in die Welt hinaus und wird dort von anderen Menschen wahrgenommen.
Ein liebevoller Blick, das Annehmen, was ist, ohne zu (ver-)urteilen und das Potential eines Kindes sehen, das ist die Herausforderung. Und manchmal hilft schon die Veränderung des Blickes.

Text: Sonja und Kim für das Team Schnittstelle/AK Öff

Fotos: Michaela Kfir