Christian Baumeister, Geschäftsführer der Filmproduktionsfirma machdas.de hat seinen Quadrokopter über den Waldorfcampus mit Schulhäusern, Waldorfhaus für Kinder, Goldgruppe, Schmiede und Schulgarten fliegen lassen. Sehen Sie selbst!
Autor: Angelika Lonnemann
Das war der Adventsbasar 2018
Jedes Jahr ein Höhepunkt: der Adventsbasar am ersten Adventswochenende. Hier einige Impressionen von einem wunderschönen Tag.
Zwischen Grabrede und Weihnachtsbäckerei
Luftig ging es los – das Konzert zur Weihnachtszeit in der Freien Waldorfschule. Die Bläser der Mittelstufe spielten den fröhlichen beschwingten „Marche des Parachutistes belges“ von Pierre Leemans und stimmten die Zuschauer ein auf einen Abend voller musikalischer Gegensätze. Gospels, Pophymnen, Vivaldi, Hanns Eisler und sogar der ebenso beliebte wie verhasste Ohrwurm „In der Weihnachtsbäckerei“ erklangen im Festsaal der Schule, wo viele Gäste stehen mussten, weil sie keinen Sitzplatz mehr bekommen hatten.
Die vierte Klasse, die bereits ein beeindruckendes Orchester ist, spielte das traurig-getragene „Nun hüllt mit Nebelschleiern“ von Wolfgang Senft. Peter Petrells „Trumpet Minuet“ klang festlich und schön. Die „Star Seeker Variations“ von Sheila Nelson begannen und endeten so zart, als würde eine winzige Fee mit ihrem Flügel schlagen. Das Publikum war so diszipliniert, dass man dieses feine Geräusch gut hören konnte.
Die Streicher der Mittelstufe beeindruckten mit drei virtuosen Stücken, die die für den erkrankten Dirigenten Lukas Gayler eingesprungene Hiltrud Kamolz gewohnt souverän meisterte – inklusive eines im 7/8tel-Takt gespielten Stücks Programmmusik, dem „Mückentanz“ von Andrea Holzer-Rhomberg. Hier konnte man die nervende Mücke deutlich hören!
Der Chor der Mittelstufe hatte erstmalig nicht nur mit Manuel Wiencke, sondern auch mit der neuen Chorleiterin Sigrid Pröbstl, geprobt. Klangstark und beschwingt sang der Chor das Volkslied „Es saß ein klein wild Vögelein“, die Pophymne „Mad World“ sowie „Swing Low, Sweet Chariot“ und das Wiegenlied „All Day, All Night“.
In der Pause konnten sich die Gäste mit süßen Waffeln, gebacken von der zehnten Klasse, oder salziger Pizza, die die achte Klasse vorbereitet hatte, stärken. Im Werkhof zeigten auch die (wenigen) Schüler der Oberstufe, die nicht am Musikkonzept teilnehmen wollten, ihr beeindruckendes Schmieden mit Werklehrer Bernhard Volk.
Nach der Pause begann das Konzert mit einer kleinen Verzögerung – einer der Trompetensolisten war wegen eines Staus nicht rechtzeitig da. Nach seiner Ankunft ging das Konzert mit den Schülern der Oberstufe weiter. Die Bläser begannen mit den „Scenes from the Louvre“ von Norman dello Joio. In dessen musikalischem Porträt der berühmten Galerie wird der imposante Eingang mit einer Mischung aus Ehrfurcht und feierlicher Größe angegangen, die „Kindergalerie“ voller Witz und Glanz. Das Spiel der Bläser unter der Leitung von Frank Strodel war wunderbar hell und schwungvoll. Exakt waren alle Einsätze, sowohl beim freudig-verspielten, als auch beim majestätischen Teil. In den letzten Takten imitierte das Ensemble so unglaublich gekonnt die Töne einer Orgel, dass man den Eindruck haben konnte, die immer einfallsreichen Musiklehrer hätten hinter der Bühne eine große Kirchenorgel versteckt.
Die Streicher der Oberstufe spielten drei Stücke von Bodin de Boismortier, Vivaldi und Schostakowitsch. Der ehemaliger Schüler und Musikstudent Alvar Ceamanos war kurzfristig als Dirigent eingesprungen. Er dirigierte äußerst präzise. Eine kleine Streichergruppe der tiefen Stimmen (Celli und Bratschen) spielten mit warmem Klang den Boismortier, die beiden Cellisten der 12. Klasse Linus Braun und Elena Nolde hatten die Soli beim Vivaldi sehr gut gemeistert.
Bert Brecht, der seine Kindheit und Jugend nur wenige Kilometer Luftlinie von der Waldorfschule entfernt verbracht hat, ist der Autor des Librettos der Kantate „Die Mutter“, die Hanns Eisler komponiert hat. Aus diesem Revolutionsstück brachte der Chor mit Bläsersolisten und Schlagzeug die in manchen Momenten an Bach erinnernde „Grabrede“. Darin heißt es unter anderem “ Nicht einmal die auf ihn schossen
waren andere als er“. Vor 100 Jahren hatte die Revolution übrigens auch Augsburg erreicht – der Arbeiter- und Soldatenrat hatte im November 1918 im Rathaus die Macht übernommen. Dramatisch, eindringlich, auf grausame Weise sachlich brachten die Waldorfschüler diese Musik dar.
Obwohl Manuel Wiencke es entsprechend anmoderierte, wirkten die nun folgenden Populärmusikstücke aufgrund des Kontrastes fast zu heiter und beliebig. Die MR-Gruppe verabschiedete sich mit „Hey There Delila“, der Freiwilligenchor sang „Top of the World“, der Frauenchor „Last Christmas“ und der Männerchor das für manche Ohren schlimmste Weihnachtslied aller Zeiten, „In der Weihnachtsbäckerei“. Ein kleiner Trost für manche, die in den ersten Reihen saßen: die Schüler warfen Schoko-Weihnachtsmänner in die Menge.
Gewohnt feierlich endete das beeindruckende Konzert zur Weihnachtszeit: Von den Streichern begleitet wurde der Chor beim „Ave verum corpus“ von Mozart (Dirigent Manuel Wiencke) und Frank Strodel dirigierte den Höhepunkt des Abends, das von allen Ensembles der Oberstufe musizierte „Sanctus“ aus der Mass for Peace von Karl Jenkins kraftvoll, rhythmisch pulsierend…
Die Musiker bekamen viel Lob und Applaus. Ihren Lehrern Inna Auerswald, Hiltrud Kamolz, Sigrid Pröbstl, Frank Strodel und Manuel Wiencke sowie dem eingesprungenen Musikstudenten Alvar Ceamanos dankten die Schüler mit Blumensträußen. Die am Ausgang eingesammelten Spenden werden zum Einkauf von Musikinstrumenten für das Orchester genutzt.
Erich Fried, Namika, Mozart – Schulfeier mit viel Kunst
Stabeurythmie, Gedichte, Lieder, Flötenspiel – auf der ersten Schulfeier in diesem Schuljahr zeigten die Klassen schöne Beiträge aus dem Unterricht. Sogar die erste Klasse war schon dabei.
Egoisten und der Palast, der sich wehrt
Ein gruseliges altes Schloss, das zu atmen scheint, ein alter Diener, der seit über 50 Jahren darin wohnt und eine Schar skurriler Gäste, die nacheinander dort ankommen – Michael Endes Theaterstück „Die Spielverderber“ beginnt wie ein Edgar-Wallace-Krimi. Dieses Stück, geschrieben 1967, hat die zwölfte Klasse der Freien Waldorfschule unter der Regie von Sprachgestalter Uwe Henken auf die Bühne gebracht.
Der Millionär Johannes Philadelphia ist gestorben. Zur Testamentseröffnung erscheinen höchst unterschiedliche Personen in seinem Schloss. Jede Figur kommt mit einem Überraschungseffekt auf die Bühne: die Großwildjägerin Alexandra von Xanadu (Franziska Beyer) mit einem Schuss, der General (Carlos Zimmer) mit einer blutenden Kopfwunde, die Diebin (Hannah Waldow) klettert aus einer losen Bodendiele. Jeder Gast will der Haupterbe werden. Der Notar Dr. Leo Arminius (Elias Zwick) macht aber den Hoffnungen auf einen schnellen Reichtum einen Strich durch die Rechnung: „Ihr bestimmt, wann das Testament verlesen wird! Jeder von Euch hat einen Teil des Testaments, nun müsst ihr das Spiel spielen, um den großen Lohn zu erhalten“.
Was wie eine spannende Unterhaltung beginnt, wird für die Zuschauer zu einer Reise in die menschliche Psyche. Die potenziellen Erben offenbaren ihre Charaktere und plötzlich bestimmen Misstrauen und Neid, Lügen und Habgier ihr Handeln. Als der junge Sebastian Nothaft (Linus Braun) ermordet wird, beginnt die Apokalypse. Das Spiel endet tödlich, alle sterben im Feuer. Symbolisch kann dieser Tod gelesen werden als Michael Endes Warnung: Wenn die Menschheit den eigenen Lebensraum vernichtet, nur noch Habgier, Gewinnsucht und Egoismus das Handeln bestimmen statt Vernunft, Humanität und Toleranz, dann endet alles mit einem großen Knall.
Die zwölfte Klasse hat das skurrile, oft auch sehr komische, Stück mit großer Intensität auf die Bühne gebracht. Alle Rollen wurden, wie bei Klassenaufführungen in der Waldorfschule üblich, doppelt besetzt und das Stück mehrfach aufgeführt. Die Schauspieler und der Regisseur wurden am Ende mit langanhaltendem Applaus belohnt.
Schüler setzen Zeichen gegen Klimakrise
Am Samstag, 13. Oktober fand in der Freien Waldorfschule die erste Plant-for-the-Planet Kinderakademie in Augsburg statt. In Kooperation mit der weltweit aktiven Schülerinitiative richtete Dehner Garten-Center einen kostenlosen Aktionstag für Kinder von acht bis zwölf Jahren aus, der ganz im Zeichen des aktiven Klimaschutzes stand und unterstrich damit die Bedeutung, die ein Klimaschutz und ein Leben in Einklang mit der Natur für die Firma hat. Zu Beginn der Veranstaltung begrüßte Felix Finkbeiner, Gründer der Kinder- und Jugendinitiative Plant-for-the-Planet, alle Beteiligten über eine persönliche Videobotschaft, in der er sich für das hohe Engagement bedankte und sich darüber freute, dass die Akademie an der Schule stattfand, die sein Großvater Fritjof Finkbeiner maßgeblich mitgegründet hat. Reiner Erben, Umweltreferent der Stadt Augsburg, richtete ebenfalls ein Grußwort an die Teilnehmer. Anschließend diskutierten die Schüler über Ursachen und Folgen der Klimakrise und tauschten sich in Arbeitsgruppen dazu aus, wie sie selbst für den Klimaschutz aktiv werden können. Das bewiesen die jungen Umweltfreunde an diesem Tag direkt bei einer Baumpflanzaktion auf einer Aufforstungsfläche zwischen Bergheim und Neubergheim in Kooperation mit der Stadt Augsburg und freundlicher Unterstützung von Egenberger Reisen. Getreu dem Motto „Stop talking. Start planting.“ pflanzten insgesamt 60 Kinder aus 18 verschiedenen Schulen der Region insgesamt 60 Schwarznussbäume, wofür sie am Ende der Akademie jeweils mit einer persönlichen Urkunde ausgezeichnet wurden. Als Botschafter für Klimagerechtigkeit und Teil der weltweiten Bewegung, in deren Rahmen sich inzwischen rund 70.000 Kinder in rund 70 Ländern engagieren, werden sich die Teilnehmer hoffentlich auch künftig aktiv gegen die Klimaerwärmung einsetzen und die Idee der Initiative weitertragen. Fotos: Michaela Kfir
Besucherandrang beim Erntedankfest
„Die Sonne hat diesmal nicht geschienen, aber die hatten wir im Herzen!“ sagte Gabi Cyran-Sylla rückblickend über das Erntedankfest mit Demeter-Bauernmarkt am 3. Oktober in der Freien Waldorfschule. Cyran-Sylla ist Mitglied im Arbeitskreis Landwirtschaft der Schule und heute sehr zufrieden über die gute Stimmung bei Kindern, Kunden und Marktbetreibern und den großen Andrang auf dem Fest.
Jahr für Jahr scheinen es mehr Besucher zu werden, die mit Kindern oder Großeltern auf das herbstliche Fest kommen. Für Kinder war viel geboten: Kutschfahrten, mit Alpakas spazierengehen, selbst Apfelsaftpressen, Getreide dreschen, Korn mahlen oder kleinen Kälbern das lange Haar kämmen. Erwachsene konnten alte Apfelsorten probieren, herbstliche Kränze flechten, Honig oder Biogemüse kaufen, sich über Demeterlandwirtschaft informieren oder stundenlang leckere Sachen essen und sich mit Freunden unterhalten.
Im Waldorfhaus Hammerschmiede wird geschnitzt!
Der Holzbildhauer und Kunsttherapeut Sascha Kempter war einige Male im Waldorfhaus für Kinder in der Hammerschmiede, um dort vor den Augen eines höchst interessierten Publikums zu schnitzen. „Die Kinder nehmen sich gerne Holzreste mit, um daran zu arbeiten“, berichtet Waldorferzieherin Michaela Hofmann. „Das Projekt läuft noch die nächsten Wochen, bis die Eidechse fertig ist. Diese ist dann für die Kinder zum Bespielen. Wir sehen das wie ein Sommer-Kunst-Akademie. Die Kinder erleben hier hautnah wie aus einem Holzstamm eine Eidechse wird.“
Schrubben, schrauben, streichen – Rammadamma 2018
Einmal im Jahr heißt es in der Waldorfschule „Rammadamma!“. Dann wird geschrubbt, geschraubt, gestrichen, Unkraut gejätet und im Schulgarten gearbeitet. Diesmal wurde unter anderem der ehemalige Ententeich mit Erde aufgefüllt und die Bienenhäuser umgezogen. Das kleine blaue Haus vor der Turnhalle bekam ein neues Dach aus Teerpappe, der arabische Schriftzug am Fahrradüberstand wurde schwarz und die Mülltonnen an der Straße erhielten einen neuen Holzverschlag, hinter dem sie sich zukünftig verstecken können. In der Schulküche wurde für die ehrenamtlichen Helfer gekocht. Die Schulgemeinschaft bedankt sich bei allen Helfern! Fotos: A. Lonnemann
Tanzen, trommeln, singen: Vulingoma aus Kapstadt bejubelt
Am Ende des Konzerts jubelnde Begeisterung im Festsaal der Freien Waldorfschule Augsburg, die Zuschauer stehen auf und applaudieren frenetisch. Grund für den Jubel war das Konzert des südafrikanischen Chores „Vulingoma“, der auf seiner Europatournee mit 40 Konzerten auch in Augsburg zu Gast war. Der Chor besteht aus zehn Jugendlichen und zwei erwachsenen künstlerischen Leitern, Lusanda Bali und Akhona „Pinky“ Stuurman.
Die Lieder, dargeboten mit grandioser Intensität, erzählten Geschichten von Unterdrückung, von Trauer, Leid – aber auch von Liebe und Zusammenhalt, Hoffnung und Lebensmut. Die Jugendlichen, die während des Konzerts selbstbewusst, voller Freude und Leidenschaft sangen, tanzten und trommelten, haben teilweise schwere Schicksale. Sie stammen aus dem Armenviertel Kapstadts und leben inzwischen aber in dem von Florian Krämer gegründeten Dorf „Vulamasango“, wo sie Achtung und Wertschätzung erfahren.
Zwischen zwei Konzertblöcken informierte der Gründer des Chores, Florian Krämer, über sein Entwicklungsprojekt in Kapstadt und bat die Zuhörer um Spenden und Patenschaften für die von ihm betreuten Kinder aus den Townships. Krämer hat eine ehemalige Farm zu einem großen Dorf für Waisenkinder umgestaltet, bis jetzt gibt es dort drei Wohnhäuser für 36 Waisenkinder, die Krämer mit Spenden aus Deutschland erbaut hat, einen Kinderhort und einen Kindergarten. Insgesamt sollen 12 Waisenhäuser entstehen.
Rund 1,2 Millionen Spenden konnte Krämer seit 15 Jahren auftreiben. Alle zwei Jahre kommt Krämer mit seinem Chor dafür nach Deutschland, Österreich und die Schweiz, wo die mitreißende Musik und die Geschichten von tragischen oder heroischen Lebensläufen die Herzen der Zuschauer öffnet.
„Für die Kinder von Vulingoma präsentiert sich in Europa natürlich eine unbekannte und ungewohnte Welt. Sie werden bejubelt und bewundert und können zum ersten Mal in ihrem jungen Leben ihre unglaublichen Talente zeigen“, berichtet Florian Krämer. „Nach jeder Rückkehr dürfen wir erleben, wie die Kinder mit ihrem neugewonnenen Selbstbewusstsein ganz anders an ihr so schwieriges Leben herangehen. Die immense Kraft, Hoffnung und Freude, aber auch der Glaube an eine bessere Zukunft sind im täglichen Umgang mit den Kindern deutlich spürbar“. Fotos: Angelika Lonnemann